Plötzlich merkt man, dieser Wunsch der in einem herangewachsen ist, kann wirklich erfüllt werden.
Mein Mann André hat seinen Mann gestanden und ist ohne mit der Wimper zu zucken zu diesem Männer-Arzt. Ich weiß wie unangenehm das oft genug bei uns Frauen ist – für Männer ist das Thema vermutlich doch noch einmal etwas extremer, weil einfach die jährliche Routine fehlt. Wenn man das überhaupt so nennen kann. Nach der Untersuchung hatten wir dann alles zusammen.
Was passiert in der Kinderwunschklinik?
Da es von Paar zu Paar unterschiedlich ist, werde ich lediglich unsere eigene Geschichte erzählen.
Es war anfangs so, dass natürlich zunächst mein Zyklus kontrolliert werden musste. Wir haben scheinbar einen sehr guten Rhythmus eingeschlagen, Untersuchung Nr. 1 war gegen Mitte meines Zyklus – Untersuchung Nr.2 dann zu Beginn eines Neuen, wenn ich mich gerade nicht ganz täusche. So kannte man schon Mal die wichtigsten Werte. Zunächst mussten alle Grunddaten von uns zusammen gesammelt werden. Darunter Blutergebnisse, Spermiogramm, Befunde Gynäkologe, Befunde Androloge und selbstverständlich mussten auch die Krankenkassen informiert und um Kostenübernahme gebeten werden. Man bekommt wieder ein Dokument, das man an die Krankenkasse schicken muss (Behandlungsplan), und dann darauf hofft, das alles ganz schnell wieder da ist und genehmigt wurde.
Glücklicherweise traf alles genau so ein, wie gehofft. Es ging eigentlich wirklich rasend schnell muss man sagen. Zumindest wenn ich es jetzt gerade révue passieren lasse. Währenddessen verging die Zeit eher wie ein sich endlos ziehender Kaugummi. 😉
Als wir also die Kostenübernahme in der Tasche hatten, ging es dann wirklich los. Also so richtig. Ich bekam einen “Therapieplan” in dem alle Informationen festgehalten wurden. (Medikamente, Uhrzeiten, Zyklustag, Anzahl / Größe Eizellen etc.), und meine Blutwerte Werte wurden engmaschiger kontrolliert.
Den größeren Part dieser ganzen Untersuchungen / Kontrollen haben wir Frauen – das ist einfach so. Die Männer haben die große und wichtige Aufgabe uns stets zur Seite zu stehen, zu unterstützen und uns positiv zu bestärken – das kann mitunter eine sehr große Herausforderung sein, denn in den meisten Fällen bekommen wir Hormone die unsere Stimmung meist noch mal extremer werden lassen. 😀
In meinem Fall habe ich das große Los gezogen – bei dem Bluttest hat sich herausgestellt das ich eine Faktor-V-Leiden-Mutation habe. Das bedeutet, dass ich eher als andere zu einer Thrombose neige. Danke an dieser Stelle an meinen Papa – der hat mir das Ganze vererbt. 😉 Aufgrund dessen habe ich nicht nur Hormone schlucken und spritzen müssen (ja…. Spritzen… grusel), sondern ich durfte mir täglich noch eine Heparin Spritze setzen. Also das eine Spritze schon unangenehm ist, okay – aber ich durfte mir ab einem bestimmten Zeitpunkt sogar gleich drei Spritzen setzen. Jackpot!
Nun gut, das war der Punkt wo ich das erste Mal nicht nur in meinen Bauch spritzte, sondern auch den Oberschenkel nutzen musste. halleeeeeluja – Versuch macht Klug! Ich war tapfer. Ja…. Nein… es war der Horror. Der erste Versuch in den Oberschenkel ging reichlich daneben, viel zu tief angesetzt, und ich hatte ein Farbenspiel auf meinem Bein, mit dem hätte jeder namhafte Künstler ein Vermögen verdient.
…das ganze “Gespritze” war irgendwann ganz normal geworden.
Ich war 1-2 Mal die Woche in der Kinderwunschklinik zur Kontrolle der Werte.
Und dann kam “endlich” DER Zyklus in dem meine gereiften Eizellen heraus gesaugt wurden (ja, richtig gelesen – gesaugt), und in einem Reagenzglas befruchtet wurden…
Wie läuft das ab?
Eigentlich war ich entspannt, äußerlich – es gab einen genauen Plan, wann ich was und vor allem, ganz wichtig, wie viel ich spritzen sollte.
Das ist dieser Therapieplan von dem ich oben geschrieben habe:
Am Freitag, 13.10.2017 – ausgerechnet der Geburtstag meines Mannes, war der Tag der Eizell-Entnahme. Am Mittwoch hatte ich um genau 21 Uhr eine Auslöse-Spritze setzen müssen, damit die Eizellen auch entnommen werden konnten.
Wir sind dann Freitag Morgen in die Klinik gefahren, mein Mann war zum Glück die Ruhe selbst, auch wenn ich glaube das es innerlich ganz anders aussah. Aber er gab mir ein beruhigendes Gefühl, was mich dann entspannter werden lies.
Ich brauche Dir denke ich nichts vormachen, wir sprechen von einer Narkose in die man mich versetzt hatte. Natürlich ist das ein Eingriff der dort täglich durchgeführt wird, und nach wenigen Minuten ist auch der Spuk vorbei – aber ich hatte dann doch ein wenig Angst, kurz bevor es wirklich losging.
Jetzt wo ich es hier schreibe – puhhh… man durchlebt das alles noch ein Mal.
Man holte mich am Empfang der Klinik ab und wir gingen die Treppe nach unten, ich bekam noch eine kurze Information wie das nun abläuft und ehe ich mich versah, lag ich auch schon auf dem wirklich süß ausgestatteten OP-Bett. Wie ich mich genau fühlte? – Gute Frage, ich habe Scherze gemacht – um meine Angst nicht kund zu tun. Aber ich glaube es merkten alle im Raum, das ich wirklich Schiss hatte. Ich muss gestehen, das Schlimmste an der Sache war eigentlich, das mein Mann nicht bei mir war. Wir “verabschiedeten” uns oben am Empfangsbereich der Klinik und ich hoffte so sehr, das alles ganz ganz schnell vorbei geht. Und wenn ich aufwache, André neben mir sitzt und meine Hand hält. Zum Glück war es so – als ich wach wurde, eingemuckelt in einem Aufwach-Bett, war es mein Mann der mich glücklich ansah und fragte “geht’s dir gut? – Hast du Schmerzen?” Ich glaube etwas in diesem Sinne war es. So ganz genau kann ich mich nicht erinnern, ich war einfach nur froh, dass er da war.
Herrje, ich heule gerade rotz und Wasser… weil ich so unfassbar glücklich bin, diesen Mann als meinen Ehemann bezeichnen zu dürfen.
Ich habe so unglaubliches Glück diese Liebe spüren zu dürfen, jeden Tag und hoffentlich noch bis an mein Lebensende. *love*
So zurück zum Thema… nach ein paar Minuten “wach werden” begann dann langsam der Schmerz nach der OP. Die müssen da ziemlich “rumgewühlt” haben… es fühlte sich an, wie ein sehr sehr unangenehmer blauer Fleck im Unterbauch. Meine eigenen Bewegungen waren auch noch nicht ganz so flüssig – aber nachdem ich mich auf die Schmerztablette eingelassen hatte, war es erträglich und es wurden auch die Bewegungen wieder etwas normaler.
Der Eingriff selbst hat rund 15-20 Minuten gedauert – inkl Aufwachen und Nachuntersuchung, war es dann Mittag als wir endlich wieder zu Hause waren.
Der Geburtstag von André war natürlich irgendwie nicht so wie sonst – aber es musste doch einfach ein gutes Zeichen sein, oder?
Der Tag danach…
Der Tag danach war fies, ich konnte mich kaum bewegen und fühlte mich ein wenig wie Quasimodo. Am frühen Morgen erreichte mich ein Anruf aus der Klinik. Wir hatten uns entschlossen, übrig gebliebene, befruchtete Eizellen einfrieren zu lassen, diese Kosten muss man selbst bezahlen – aber das sollte man wirklich investieren. Sie hatten mir ungefähr 20 Eizellen entfernt, davon waren ca. 8 reif genug und konnten befruchtet werden – am Ende waren 6 befruchtete Eizellen vorhanden, zwei hatten sich zu dem Zeitpunkt nicht weiterentwickelt. Eine kleine Ausbeute, wenn man bedenkt wie viele es zuvor waren. Aber so konnten wir noch ein paar einfrieren lassen.
2 wurden eingesetzt, und zwei weitere Pakete mit je 2 Eizellen wurden eingefroren. – Ab in den Tiefschlaf, kleine Eisbären –
Gegen Nachmittag kamen meine Eltern und meine Oma zum Kaffee, und meine Schwiegerma war natürlich auch da, die lebt ja über uns – somit war der Weg für Sie nicht weit. Auch wenn ich noch nicht so ganz auf der Höhe war, oder schleichend durch die Gegend lief bzw. mich setzte / aufstand, so konnten wir zumindest noch ein bisschen im Familiären Kreis, André’s Geburtstag nachfeiern.
Mir ging es den Umständen entsprechend gut – die Familie war zusammen, das gab mir Halt und Kraft und ein positives Gefühl, das in dieser Zeit unglaublich viel Wert war und auch sonst in jeglichen Situationen sehr viel wert ist.
Versuch Nr. 1 – 2 Eizellen kommen zurück in meinen Körper
Was kostet so eine Kinderwunschbehandlung?
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es gibt auch nur sehr sehr wenige Krankenkassen, die diese Kosten zu 100% übernehmen – in der Regel wirst Du eine Kinderwunschbehandlung zu 50% mittragen. Und die Medikamente, Hormone, etc. darf man da nicht außer Acht lassen.
Ich möchte Dir keine heile Welt vorgaukeln – es sind massive Kosten die da auf Dich bzw. Euch zukommen. Das sollte, so blöd wie es auch klingt, immer in eurem Kopf sein.
Ich nenne mal grobe Kosten in unserem Fall:
- Untersuchungen ca. 100 – 150 Euro
- Medikamente ca. 1000 – 1500 Euro (das ist sehr individuell… bei mir war es mehr aufgrund der Heparin Spritzen, die ich zunächst selbst zahlen musste)
- Eingriff: Eizellentnahme, Befruchtung und wieder Einsetzen + Untersuchungen ca. 1200 – 1500 Euro
- Einfrieren für 6 Monate 745 Euro
Und das sind die Kosten ungefähr gewesen, die wir tragen musste – die Übernahme der Krankenkassen ist da schon abgezogen.
Warum und wieso man diese Kosten auf sich nimmt, stellt sich als Frage nicht, wenn man sich dazu entschlossen hat ein Kind auf diesem Weg zu bekommen.
Wir haben uns als Paar für diesen Weg entschieden, weil wir ohne Kinder nicht sein möchten – da spielt das Geld nur eine Nebenrolle – wir schenken unsere Liebe min. einem neuen Leben – das ist mit Geld niemals zu ersetzen!
Was ich noch loswerden muss – DANKE!
Ich muss an dieser Stelle auch sagen, dass ich wohl den tollsten Ehemann dieser Welt habe, der diesen Weg so ganz selbstverständlich mit mir gemeinsam geht bzw. gegangen ist. Der mich in gedankenversunkenen Momenten aus dem dunklen Loch hinaus zieht, und der mir Mut macht. Der mir die Hoffnung gibt, niemals aufzugeben, der mich so liebt wie ich bin, mit all meinen Ecken und Kanten. Ich kann mir ein Leben ohne Dich nicht mehr vorstellen, und auch wenn wir hin und wieder nicht einer Meinung sind, oder uns gegenseitig vor den Kopf stoßen, uns ankeifen oder uns für einen klitze kleinen Moment mal hassen, so finden unsere Herzen immer wieder zueinander, weil sie ohne einander nicht mehr leben können. Danke André, mein Schatz – das ich Dich lieben und mein Leben mit Dir teilen darf! *kuss*
Du hast diese Zeit auch durchlebt, oder mit jemandem durchlebt? Wie war es bei Dir/Euch?
Im Abenteuerlogbuch teilen wir Gedanken, Eindrücke und Geschichten – teilst Du Deine mit mir?
Denise
•3 Jahren ago
Liebe Jessi,
Lese fleißig mit und finde es toll wie ihr den Weg beschritten habt. Auch die Schreibweise macht Lust auf mehr Lesestoff. Das Thema finde ich persönlich auch sehr interessant und hilft hoffentlich einigen damit lockerer umzugehen. Danke, dass du alle hier daran teilhaben lässt.
Weiterhin alles Gute für Euch und den Bauchzwerg 🙂
Liebe Grüße aus Herdecke
Denise
Jessica Schinhofen
•3 Jahren ago
Hey 🙂 Danke für Deinen Zuspruch!
Freut mich sehr das Du auch mit dabei bist!
Und Danke – im Moment quält mich das “nicht-schlafen-können-und-keine-Luft-bekommen-Syndrom”
aber dem Mini geht’s top. *lach*
Denise
•3 Jahren ago
Huhu, hatte keine Benachrichtigung über deine Mitteilung erhalten. Die letzte Zeit ist die anstrengendste und man wünscht sich, dass es mal losgeht… und die kleinsten Wünsche “einfach mal auf dem Bauchschlafen” werden stärker pro Tag den man die Geburt erwartet. Aber wenn das Würmchen da ist, kann man erst mal weiter nicht auf dem Bauch schlafen, denn da schläft nun ein kleines Wunder und man will es gar nicht anders. Da wird der vormalige Wunsch so irrelevant und wünscht sich einfach noch mehr Würmchenschmusezeit .
Schön, dass es Euch gut geht… so soll es weitergehen.
Liebe Grüße